Zum zweiten Mal mussten wir auf das Jahreskonzert verzichten und die Proben bis auf Weiteres absagen. Nur der Vorstand traf sich im Januar mehrmals zu Sitzungen via ZOOM. Hauptthemen waren natürlich die Verabschiedung von Marie-Louise und der Beginn mit der neuen Dirigentin.

Am 7. Februar setzte sich die Musikkommission erstmals mit Monika Sturm-Schmid zusammen. Ihre Anregung, für das Jubiläumskonzert 75 Jahre Frauenchor im Jahr 2023 nach weiteren musikalischen «Jubilaren oder Jubiläen» zu suchen, nahmen wir gerne auf. Im Internet machten wir uns auf die Suche und wurden schon bald fündig.

Am 16. Februar trafen wir uns ein letztes Mal mit Marie-Louise im Saal C des Gemeindezentrums. Wir mussten zwar keine Masken mehr tragen, aber Abstandhalten war immer noch angesagt. Etwas wehmütig, aber voll Freude und Dankbarkeit schauten wir auf die zwölf gemeinsamen Jahre zurück.

Zum Abschied schenkten wir Marie-Louise ein Weidenbäumchen, das hoffentlich noch viele Jahre in ihrem Garten weiter wachsen und gedeihen kann. Das eigentliche Abschiedsfest verschoben wir auf den Frühling. Am Montag 7. März durften wir Monika Sturm-Schmid im Musikzimmer des neuen Schulhauses Brüelmatt 3 zur ersten Probe willkommen heissen. Alle freuten sich, wieder richtig singen zu dürfen und waren gespannt, wie die Arbeit mit Monika sein würde. Die ersten neuen Lieder «I got Rhythm» von George Gershwin und «Schön ist es auf der Welt zu sein» von Roy Black hatte Monika schon am 1. März «aufgesungen» und via Sylvia an uns verteilt.

Und wirklich, die Proben mit ihr vergehen im Nu. Monika arbeitet sehr zügig und konzentriert. Wenn ihr etwas gefallen hat, spart sie nicht mit Lob. Aber auch Kritik weiss sie mit einer grossen Portion Humor geschickt anzubringen. Oft müssen wir dann über uns selber lachen. Schliesslich wollen wir uns ja weiter entwickeln und verbessern. Eine kürzere Pause bewirkt, dass wir den bisherigen Schwung auch in der zweiten Halbzeit beibehalten können. Und so haben wir am Ende das Gefühl, ganz viel gesungen und gelernt zu haben.

Am 9. April konnten wir bei prächtigem Frühlingswetter den Abschied von unserer scheidenden Dirigentin endlich gebührend feiern. Marie-Louise hatte sich gewünscht, noch einmal der Reppisch entlang nach Landikon zu spazieren. Das Landikerstübli hatte nur für uns geöffnet, und so genossen wir den Nachmittag bei Pizza, einem Glas Wein und angeregten Gesprächen. Zum Schluss überreichten wir Marie-Louise ein Fotobuch mit Bildern, die unsere gemeinsamen Anlässe und Erlebnisse zusammenfassten.

Ende April hatten wir Gelegenheit, Monika mit dem Männerchor Oberwil-Lieli auf der Konzertbühne zu erleben. Dass sie ausgezeichnet dirigiert, wussten wir schon seit unserer ersten Begegnung. Nun waren wir aber zusätzlich beeindruckt, wie die Männer doch tatsächlich alle Lieder auswendig vortrugen und dabei ihre Dirigentin nicht aus den Augen liessen. «Das sollten wir doch bis in einem Jahr auch schaffen», sagten wir uns. Auch Jonathan Stich, der am Flügel den Männerchor überzeugend begleitete, konnten wir uns gut als Pianist für unser nächstes Konzert vorstellen. Und wirklich, wir probten mit viel Schwung. Schon nach kurzer Zeit hatten wir eine ganze Reihe von Liedern ausprobiert und auch zu Hause fleissig immer wieder angehört. Die meisten Frauen fanden die Tondateien sehr hilfreich, um sich die Stimmen der einzelnen Lieder schneller einprägen zu können. Manche hingegen mussten sich mit den neuen Hausaufgaben erst anfreunden.

Etliches Kopfzerbrechen bereiteten uns Max Regers Frühlingslieder für Frauenchor. Die hohen Töne, ungewohnte Klänge der Spätromantik und auch die Texte überzeugten die wenigsten auf Anhieb. Monika liess aber nicht locker und konnte uns zeigen, dass mit der richtigen Technik und bewährten Tricks der Profis auch
die hohen Töne im Sopran immer besser klingen und gelingen. Im Herbst beschlossen wir dann mehrheitlich, die beiden kurzen Lieder doch im Programm zu belassen und weiter daran zu wachsen.

Vor den Sommerferien konnten wir endlich auch wieder unseren Sommerhöck durchführen. Im Wiesentalpark in Bergdietikon bestaunten wir die imposanten Skulpturen des Berner Künstlers Housi Knecht. Und im Gartenbeizli, umgeben von weiteren kleinen und grösseren Kunstwerken, genossen wir einen herrlichen Apéro riche. Wir werden den wunderbaren und inspirierenden Sommerabend nicht so bald vergessen.

Auch die beliebte Vereinsreise konnte nach drei Jahren wieder stattfinden. Am Vormittag besuchten wir in Dürnten im Zürcher Oberland das imposante Klangmaschinenmuseum. Esther Rutz war aus Hittnau ebenfalls angereist und verbrachte ein paar klangvolle und fröhliche Stunden mit uns. Am Nachmittag umwanderten wir den malerischen Lützelsee bei Hombrechtikon. Wir erlebten das herrliche Naturschutzgebiet und sahen auch etliche Störche, die den Sommer hier verbrachten.

Nach den Sommerferien brachte Karin ihre Bekannte Tanja Scholze in die Probe mit. Tanja gefiel es offenbar auf Anhieb. Denn schon nach ein paar Wochen durften wir sie als neue Sängerin aufnehmen. Seither verstärkt sie den Sopran 2 und passt mit ihrem jugendlichen Alter sehr gut in unsere Reihen. Leider gab es auch weniger erfreuliche Nachrichten für uns. Heather Cheung kehrte im November in ihre Heimat Hongkong zurück. Verena Lanz musste aus gesundheitlichen Gründen das Singen per sofort aufgeben. Und schliesslich erklärte auch Margrit Burtscher nach vielen Jahren ihren Rücktritt aus persönlichen Gründen. So zählt unser Chor zur Zeit nur noch 22 Sängerinnen. «Kleiner aber feiner» muss darum unsere Devise sein.

Anfangs Dezember verstarben fast gleichzeitig unsere geschätzte Ehrenpräsidentin Margrit Bucher und Kurt Rohner vom ehemaligen Männerchor Birmensdorf. Beide hatten das Birmensdorfer Kultur- und Vereinsleben während vielen Jahren geprägt und bereichert. Vor fünf Jahre sassen sie noch bei uns auf der Konzertbühne und erzählten von ihren gemeinsamen Erlebnissen an Unterhaltungsabenden und Gesangsfesten. Nun sind beide mit 91 Jahren auch von der Bühne des Lebens abgetreten. An der Abdankungsfeier von Margrit sangen wir ihr Wunschlied «I’ll fly away» und das «Ave verum» von Mozart. Weil Monika erkrankt war, sprang Marie-Louise zu unserer Freude ganz kurzfristig als Dirigentin ein. So konnten wir uns in würdigem Rahmen von Margrit Bucher verabschieden.

Unser obligater Weihnachtshöck konnte in diesem Jahr auch wieder stattfinden. Im Wintergarten des Restaurant Hirschen in Lieli hatten Irene und Ester die Tische festlich geschmückt, und Verena erwartete uns mit einem köstlichen Abschieds-Apéro. Leider konnte Monika nicht mit dabei sein, denn die Grippe hatte sie bös erwischt. So sangen wir denn nach dem feinen Abendessen mit Vrenis Hilfe am Keyboard trotzdem noch ein paar schöne Weihnachtslieder.

Dankbar schaue ich zurück auf das Vereinsjahr 2022. Die lang vermisste Normalität ist zurück. Wir können wieder unbeschwert singen und mit unserer kompetenten und fröhlichen Dirigentin haben wir grosse Chancen, uns als Chor weiter zu entwickeln. Jeder Dirigentenwechsel braucht Gewöhnungszeit und vor allem von den Singenden die
Bereitschaft, Neues auszuprobieren. Ich denke, wir sind auf gutem Weg!


Mein ganz spezieller Dank geht darum an Monika. Danke, dass du an unsere Fähigkeiten glaubst und nicht locker lässt, um uns noch mehr aus der Reserve zu locken. Wir freuen uns auf das baldige Jubiläumskonzert mit dir.

«Herzlich willkommen» wird der Titel heissen.

Maja Rajgl Birmensdorf, Ende Dezember 2022